Ich bin neu in dem Métier. Ich habe lange in den Alpen dem Downhill-Riden gefrönt, bis ich einen Unfall am Rücken hatte. Nun habe ich mein altes Rennrad wieder auf Touren gebracht. Kette gereinigt, den Schaltkranz entfetten und die Bremsbelege gewechselt, auch die Schaltung musste ich wieder neu einstellen.
Ich konnte mich im Fahrradraum des Hotel Continental Park austoben. Die Velogarage mit Werkstatt verfügt über alles nötige Werkzeug in professioneller Qualität. Einzig den Montageständer kann ich mit meinem «Carbonesel» leider nicht nutzen - Carbon ist hierfür einfach zu anfällig.
Nach der Vorbereitung, hierzu gehört auch die Prüfung des Reparaturset’ s, geht mein Abenteuer los. Ich habe mich für einen Rundkurs ab dem Hauptbahnhof in Luzern entschieden.
Nun kenne ich mich in Luzern schon gut aus, wollte jedoch etwas Neues erkunden. Mein Velo hat nur 28 mm Reifen, Schotterstrassen oder Waldweg sind also definitiv nichts für uns. Vor allem, da ich mich nach einer Pause von ein paar Jahren eher als Anfänger einstufen würde. Im Vergleich, mein Mountainbike hat in etwa das Vierfache Gewicht und fühlt sich im direkten Vergleich an wie ein Schlachtschiff. Auf dem filigranen Rennrad fühle ich mich hingegen sehr leicht. Diese Leichtigkeit wird sich hoffentlich bald positiv bemerkbar machen, zu Beginn irritiert es mich aber, ich fühle mich eher unsicher, kann diese ultraleichte Bauweise wirklich mein Gewicht halten?
Die Rundtour hat vor allem für mich zentrale Vorteile, da ich nicht mit einer steilen Bergetappe beginnen will. Ich fürchte weniger den Aufstieg, auch wenn ich konditionell nicht auf der Höhe bin, für eine lange und steile Abfahrt kenne ich jedoch mein Fahrrad definitiv noch zu wenig gut. Ich kann hier auch jedem Anfänger nochmals den Tipp geben, es langsam angehen zu lassen, ein Unfall lohnt sich definitiv nicht.
Eine gewissenhafte Recherche und eine gute Vorbereitung kann ich nur jedem sehr ans Herz legen. Hierbei sollte man vor allem auf eine gute Verpflegung als auch auf gutes Ersatzmaterial achten. Pumpe, Ersatzschlauch und ein Werkzeugset sollten hierbei genauso Beachtung finden wie ein Powerriegel, eine Flasche Wasser und ein Handy für den Notfall, vor allem wenn man allein unterwegs ist. Better safe than sorry!!!
Die Wahl eines Rundkurses bietet weitere Vorteile. Erstens bedarf ich keine zusätzlichen Tickets, wobei der Hotelgast in der Zone 10 des Luzerner Verkehrsverbundes die Busse kostenlos nutzen kann (Tickets gibt es übrigens an der Réception). Des Weiteren, sollte mir der erste Teil der Strecke am Seeufer entlang bis nach Küssnacht am Rigi super gefallen, könnte ich den Heimweg auf der gleichen Strecke antreten. Ebenfalls könnte ich zur Not mit dem Schiff oder dem Zug nach Luzern zurückfinden.
Nun aber ab auf das Veloziped und sehen, wie sehr sich die Waden an vergangene Ausfahrten erinnern, denn das Training habe ich für eine geraume Zeit schleifen lassen. So ist es wohl auch nicht verwunderlich, dass nach einem kurzen Exzess die Rechnung auf dem Fusse folgt. Die Wadenmuskulatur ist nach nur zwei Kilometern ausgelaugt.
Irgendwie bewegt sich das Rad dennoch vorwärts. Ich schwitze zwar, wie in einer Sauna, doch wie bei einer Wanderung, der längste Weg beginnt mit einem einzelnen Schritt und die Motivation bleibt mir erhalten. Hier ist es nicht anders, einfach nicht anhalten und aufgeben, es geht Kurbeldrehung für Kurbeldrehung dem Ziel entgegen. Die Aussicht kann doch sehr für das masochistische Leiden entschädigen. Das Wetter ist ein Traum, auch wenn die der exzessive Sonnenschein meine Schweissdrüsen noch mehr in Richtung Anschlag bringt, ich fühle mich einfach super. Zum Glück sind massenhaft Brunnen mit Frischwasser am Wegesrand und in den einzelnen Dörfern zu finden (Sehen Sie an einem Brunnen kein Schild so ist es Trinkwasser, sollte das Wasser nicht geniessbar für den menschlichen Verzehr sein, so muss dies in der Schweiz am Brunnen per Schild ausgewiesen werden, also kein Schild = Trinkwasser).
Ich will auf eine der schönsten Terrassen am See einkehren, in Küssnacht am Rigi, gibt es direkt neben der Gemeinde das Hotel Seehof.
Die Terrasse mit den schattigen Bäumen und dem direkten Blick auf den Vierwaldstättersee, wirkt ähnlich wie ein Bayrischer Biergarten, einfach idyllisch. Sich hier mit einem erfrischenden Eiskaffee verwöhnen zu lassen, ist für mich genau das Richtige. Nun grummelt auch schon der Magen, und so verweile ich, um all meine leiblichen Bedürfnisse zu stillen.
Eglifilets führen mich zurück in meine Kindheitstage. Bei meiner Grossmutter in Montreux gab es immer Filet de perche à la meunière. Heute nun in Mandelbutter gebraten, und ja, also Gastronom bin ich schon bei der Bestellung kompliziert. Ich mag keine Salzkartoffeln, die einfache Lösung, mir werden Pommes Frites hierzu gereicht. Lukullischer Genuss im Zusammenspiel mit der atemberaubenden Aussicht, das führt bei mir zu einem Gefühl der inneren Glückseligkeit. Ich verweile länger als beabsichtigt. Manchmal liegt die Schönheit nur im einzelnen Augenblick und diesen versuche ich heute bis zum letzten Tropfen auszukosten.
Der Rückweg über Adligenswil reizt mich nicht, die frische Brise lockt mich zudem in der Nähe des Sees zu verweilen. So geht es nun spontan weiter nach Weggis, von hier werde ich mit dem Schiff den Rückweg nach Luzern antreten.
Die Schifffahrtsgesellschaft des Vierwaldstättersees bietet hierfür eine Tageskarte für das Velo à CHF 12.00 an. Das lohnt sich vor allem ab zwei Fahrten, da hiermit der ganze Tag abgedeckt ist unabhängig von der Anzahl der Fahrten. Eine einfache Fahrt schlägt mit dem Kinderpreis oder max. CHF 10.00 zu Buche, somit spare ich einen Franken, denn das Kinderticket würde CHF 11.00 kosten. Kleinvieh macht ja bekanntlich auch Mist.
Nach den Anstrengungen des Tages, geniesse ich das ruhige Gleiten des Schiffes. Nur der Bug bricht den See an seiner Spitze, kleine Wellen kräuseln sich über die ganze Länge des Schiffes. Das leichte Eindämmern des Abends setzt langsam ein, nun in den Sommermonaten sind wir mit einer nahezu ewigen Dämmerung gesegnet. Die Farbenpracht des Himmels, welche seine Palette im See spiegelt, wie in den Landschaftsbildern von Joseph Mallord William Turner, ein Kolorationsspiel der Superlative, und durch all die Nuancen gleitet unser Boot langsam dem Sonnenuntergang entgegen.
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