Gletschergarten Luzern

An einem sonnigen Frühlingstag entscheide ich mich dazu, den Gletschergarten in Luzern wieder einmal zu besuchen. Ich verabrede mich mit zwei Freundinnen vor dem Hotel Continental Park und sogleich schlendern wir los. Wir spazieren Richtung Bahnhof, überqueren die Seebrücke und führen unseren Weg am See entlang weiter. Anschliessend folgen wir dem Wegweiser Richtung Löwendenkmal. Dieses befindet sich gleich neben dem Gletschergarten.

Beim Löwendenkmal angekommen bestaunen wir das stolze Wahrzeichen von Luzern. Wusstet Ihr, dass das zehn mal sechs Meter grosse Kunstwerk zu Ehren der 1792 beim Tuileriensturm in Paris gefallenen Schweizergardisten ist?

Nun geht’s endlich in den Gletschergarten. Voller Vorfreude kaufen wir uns die Tickets und begeben uns in den Gletschergarten. Es erwartet uns eine Reise in die Vergangenheit der Stadt Luzern, als noch Gletscher das ganze Land bedeckten, und noch weiter zurück, wo subtropische Palmenstrände die Gegend prägten.

Nach kurzem Überlegen, welchen Bereich wir zuerst entdecken wollen, beschliessen wir uns in das Spiegellabyrinth zu wagen. Ein absolutes Highlight und ein Muss im Gletschergarten. Das Labyrinth bietet die Illusion des maurischen Palastes und seiner Gärten. Auf dem verwirrenden Weg durchs Labyrinth begegnen wir uns immer wieder selbst. Je nach Blickwinkel sind wir erstaunt und überrascht über unser Spiegelbild. Als wir den Weg aus dem Labyrinth gefunden haben, plagte uns bereits der erste Hunger. Im Bistro Salwideli wurden wir fündig. Ich ass einen leckeren Hotdog, eine Spezialität des Hauses. Nach dem Essen gingen wir in die Felsenwelt, ein unterirdischer Weg durch Felsen und Zeitepochen. Die Felsenwelt führt von einem versteinerten Meeresstrand bis in die Gegenwart. Wusstet Ihr, dass Luzern einmal ein Palmenstrand war?

Die Zeitreise durch die Felsenwelt beginnt beim Urmeer vor 20 Millionen Jahren. Damals war unsere Region am Rand eines flachen Meeres. Flüsse transportierten Sand aus den Alpen in dieses Urmeer. An seinem Grund lagerte sich der Sand ab. Im Wasser lebten Schnecken und Muscheln, aber auch Delfine, Haie, Quallen und Rochen. Der Weg führt uns weiter in die Alpenfaltung, vorbei an einem unterirdischen Felsensee bis in die Gegenwart.

In jedem Raum befinden wir uns in einer anderen Epoche. Sie unterscheiden sich in Haptik, Projektion und Klang. Die Atmosphäre ist kraftvoll und beeindruckend. Kleine Beschreibungstexte geben uns immer wieder spannende Informationen dazu. Um der Gegenwart jeweils einen Schritt näher zu kommen, führen uns Treppen hinauf in die nächste Epoche.

Am Ende des Weges eröffnet sich uns ein Blick über Luzern bis hin zu den Alpen.

Das idyllische Stück Land der Sommerau erweitert die historische Parkanlage des Gletschergartens. Wir befinden uns nun auf der Plattform "Alpenblick". Hier oben steht zudem eine weitere Einzigartigkeit. Eine zu einem Fernrohr umgebaute Zeitmaschine. Diese führt uns zurück ins subtropische Urmeer, in die Zeit der Alpenfaltung, der Eiszeiten und schliesslich in die ferne Zukunft ohne Berge. Verzaubert von all den Eindrücken, welche wir schon erlebt haben, schlendern wir den Weg wieder hinunter. Diesmal nicht durch die Felsenwelt.

Unten angekommen begeben wir uns in das ehemalige Wohngebäude der Familie Amrein. Diese ist die Gründerfamilie des Gletschergartens. Während die Frauen Möbel und Einrichtungsgegenstände sammelten, interessierten sich die Männer für Geologie und für die boomende Archäologie.

Ein wunderschönes Haus, von innen und aussen. Wir entdecken zuerst die ehemaligen Wohnbereiche und staunen über die Einrichtung, welche früher gang und gebe war. Danach begeben wir uns in den geologischeren Teil des Hauses. Hier stehen Nachbildungen zum Beispiel von der Stadt Luzern vom Jahre 1792 aber auch das bekannte Pfyffer-Relief.

Das Pfyffer-Relief ist ein Pionierwerk der weltberühmten Schweizer Kartographie. Es ist kulturgeschichtlich gesehen das wertvollste Objekt des Gletschergartens. Es zeigt die Zentralschweiz aus der Luft mit dem Vierwaldstättersee im Zentrum. Erbaut wurde es in jahrzehntelanger Arbeit von Franz Ludwig Pfyffer. Zum ersten Mal wurden die Seen und die Berge der Innerschweiz massstäblich exakt dargestellt. Schon weit vor dem Aufkommen des Tourismus in Luzern war das Pfyffer-Relief in ganz Europa bekannt. Viele Gelehrte kamen deswegen nach Luzern.

Als Modelliermasse verwendete Pfyffer Gips, gemischt mit pulverisierter Holzkohle, Ton, Pech und zerriebenen Ziegeln. Die Oberfläche ist mit eingefärbtem Wachs gestaltet.

Wir sind begeistert wie detailliert dieses Relief ist und können kaum glauben, dass dieses schon 220 Jahre alt ist. Vieles hat sich in dieser Zeit verändert, aber die Stadt Luzern ist nach wie vor einfach "rüüdig" schön!

Nach all den Informationen und Einzigartigkeiten beschliessen wir uns auf den Nachhauseweg zu machen. Ich lasse das geschehene noch ein bisschen auf mich wirken und freue mich schon jetzt auf den nächsten Besuch im Gletschergarten.

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